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Ecuador: Ama la vida!

Erstellt: 19. Juli 2025 22:30, zuletzt aktualisiert: 25. Juli 2025 15:50

IMG_5348.jpg San Lorenzo, Manabí

Nach Jahren bin ich auf diesen Bericht aus meiner ersten Zeit in dem inzwischen gefährlichsten Land Südamerikas gestoßen, der mir in Erinnerung ruft, was meinen Umzug hierher motiviert hat:
Die Facts über Ecuador sind euch in Suchmaschinen und anderen Beiträgen mit Sicherheit schon oft genug entgegen gesprungen, weshalb ich direkt mit der Tür ins Haus falle:
Ecuador ist pura vida!
Ich kann mir kein Leben ohne die Verbindung zu diesem Land mehr vorstellen und bin jeden Tag aufs Neue glücklich, wenn ich daran denke, wie sehr dieses Land meine Weltanschauung und persönliche Weiterentwicklung beeinflusst hat.
Beginnen wir im Jahr 2013, in dem ich das erste Mal nach Ecuador gereist bin, um dort ein halbjähriges Praktikum zu absolvieren, das Voraussetzung für meinen Studiengang ist. Wenn ich mich schon auf eigene Kosten zu versklaven hatte, dann wenigstens mit einem tieferen Sinn. Also ab ins Regenwald-Schutzprojekt! Vor Ort ergab sich natürlich alles ganz anders, denn Planung und Ecuador sind zwei Begriffe, die nicht allzu viel miteinander anzufangen wissen. Die Familie, die das Projekt leitet, betreibt eine Hostería in dem beliebten Dorf Puerto López an der Küste Ecuadors. Dorthin fuhr ich, nachdem ich meine ersten Tage in Guayaquil heil überstanden habe, weil mich das Honorarkonsulat (damals noch in Bremen vertreten) dazu aufforderte, mich nach meiner Ankunft im deutschen Konsulat in Guayaquil zu registrieren. War eine tolle Zeitverschwendung, dort konnte niemand etwas mit einer derartigen Info anfangen. Zusätzlich warnt das Auswärtige Amt eindringlich vor der Stadt Guayaquil, die sie als hochkriminell betitelt. Dementsprechend nervös verbrachte ich meine erste Nacht in der online reservierten Unterkunft, deren Gitter vor der Tür mir umständlich geöffnet wurde, als ich nachts ankam. Dann hielten mich auch noch unzählige Alarmsirenen wach, die immer wieder schrillten. Wo war ich nur gelandet! Erst im Laufe der Zeit fiel mir auf, dass dieser Alarm ständig losgeht, wenn man sein Auto nicht ordnungsgemäß entsperrt. Oder verriegelt. Oder einfach nur berührt. Den Dezibelpegel des Verschiffens dieser längst nicht mehr sicher nutzbaren Fahrzeuge kann ich mir vorstellen…
Als ich nach einer interprovinziellen Busfahrt mit ununterbrochen zusteigenden Verkäufern, die das Geballer der im Bus abgespielten Actionfilme mit dem lauten Anpreisen ihrer Produkte zu übertünchen versuchten, endlich ankam, war ich verwirrt. Mir wurde mein großer leuchtend violetter Koffertrolley aus dem Bus gehievt und da stand ich nun. Im Matsch. Mit meinem Koffer. Wo war der strahlende Sonnenschein und weiße Sandstrand á la Galapagos? Hätte ich mal etwas genauer recherchiert. Puerto López ist zwar der Ausgangspunkt zu den besten Touren (Isla de la Plata, Isla de Salango, la playita, Agua Blanca, Los Frailes, um nur einige zu nennen), aber das Klima ist monatelang recht frisch und humid. Da die meisten Reisenden ihr Ecuadorabenteuer in Quito in der kalten Sierra beginnen, sind sie bereits daran gewöhnt. Ich kam allerdings aus der Provinz Guayas, in der gefühlt immer 30-40 Grad herrschen. Und 2013 war Puerto López einfach noch ein Dorf ohne viele gepflasterte Straßen. Dementsprechend unästhetisch gestaltete sich diese Ankunft.
Nun hatte ich aber das Glück, dass ich nach wie vor in Ecuador war. Sofort erhielt ich Hilfe von einer netten Ecuadorianerin, die sogar mein in Europa gelerntes Spanisch verstand und mich bis in die Hostería begleitete, die ich suchte, um von dort aus mit der Familie mein Praktikum im Regenwald zu koordinieren. Die ebenfalls nette Frau (Maria) des Leiters des Projekts (Raul) nahm mich in Empfang und erklärte mir, dass ihr Mann sich noch im Regenwald befand und einige Tage später anreisen würde.
So begann ich in den folgenden Tagen, mit ihr zu arbeiten. In erster Linie bestand meine Aufgabe darin, das Register über die Touristen zu führen, Buchungen zu verwalten und die anfallenden Arbeiten in der Unterkunft zu koordinieren.
Die Hostería selbst überraschte mich positiv. So war sie nicht nur sauber, sondern die Cabañas detailvoll eingerichtet, mit Veranden und Hängematten und jeder Menge Natur. Bisher hatte ich im Ausland stets in Hotels gewohnt und mich vor Hostels höllisch gefürchtet. Doch in Ecuador habe ich gelernt, dass Hosterien hier völlig normal sind und nicht zwangsläufig bedeuten, dass man sich ein Bad mit fremden Menschen teilen muss.
Da ich als Deutsche an das Organisieren und lästige Bürokratie gewohnt bin, fragte mich Maria nach kürzester Zeit, ob ich mein Praktikum nicht bei ihr in der Hostería absolvieren wolle. Wir hatten uns angefreundet und nachdem sich auch endlich die Sonne hatte blicken lassen, fiel die Entscheidung zwischen Administration gegenüber vom Strand und Vogelspinnen im Regenwald nicht allzu schwer.
So hatte ich eine süße kleine Cabaña für mich und erhielt nach zwei Wochen die nächste Überraschung: Jessica, die Frau, die mich vom Bus zu Itapoa gebracht hatte, begann, bei uns zu arbeiten. Sie hatte schon vorher im Tourismus gearbeitet und war Maria wieder ins Gedächtnis gefallen, nachdem sie mit mir dort aufgetaucht war. Dies ist der Ursprung meiner ersten Freundschaft in Ecuador, die bis heute anhält.
Überall in Ecuador wird es einem sehr leicht gemacht, Anschluss zu finden. Ich habe mir angewöhnt, keine Einladung abzulehnen, denn egal wie langweilig oder absurd es zunächst klingen mag, letztendlich hat sich doch jede Exkursion sowie die spontanen Ausflüge auf Booten, an unbekannte Strände, zu versteckt gelegenen Haciendas, Aussichtspunkten, Einladungen zu Parties oder auch einfach zum Backen traditioneller Süßigkeiten in privaten Häusern gelohnt und diese Offenheit empfehle ich jedem, der nach Ecuador (bzw. Südamerika im Allgemeinen) reist.
Meine freien Tage während dieses Praktikums nutzte ich, um die Umgebung kennen zu lernen. So fuhr ich an jedem dieser Tage in ein anderes Dorf der Küste entlang und fand so viele unberührte Strände, dass ich mich immer mehr für dieses Land begeisterte.

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